Best of Aca­de­mic Wri­ting

10 Dinge, die du schon immer über wissenschaftliches Schreiben wissen wolltest

Dies ist ein kleiner Online-Workshop zum Selbstbearbeiten. Der Workshop richtet sich an alle, die schon (etwas) Erfahrung mit akademischem Schreiben haben. Ihr findet hier zehn unserer besten Infos und Übungen zum akademischen Schreiben aus Kursen für fortgeschrittene Studierende, Promovierende und Lehrende.

In den Videos und Folien erklären wir euch, was ihr vielleicht schon immer über wissenschaftliches Schreiben wissen wolltet - und liefern damit wahrscheinlich auch die ein oder andere Erklärung, woran es bisher manchmal gehakt hat. Außerdem findet ihr unter den Videos und Folien jeweils Arbeitsblätter zum Ausdrucken oder kleine Übungen, mit denen ihr das neu gewonnene Wissen in die Tat umsetzen könnt. Viel Freude dabei!

 

1. Schrei­ben ist im­mer be­son­ders

Und jetzt ihr:

Wir haben eine ganz einfache, aber sehr schöne Aufgabe für euch, die zu den fünf Wissensbereichen rund um das akademische Schreiben passt: Denkt einmal an eines eurer besten und schönsten Schreibprojekte. Schreibt als Liste oder kleine Textskizze alles auf, was damals gut geklappt hat. Schreibt auch die ganz einfachen Dinge auf – gerade die hat man sonst nicht im Blick.

Und wenn ihr mit der Liste oder dem kurzen Text fertig seid: Überlegt einmal, in welchen Bereich des Modells die Dinge fallen, die damals gut geklappt haben. Gehören sie zum Schreibprozess, zu inhaltlichen Dingen eures damaligen Themas, zum Genre, zu dem euer Text gehört hat, zur Rhetorik und zu sprachlichem Ausdruck im weiteren Sinne oder vielleicht zu den konkreten Personen, für die ihr den Text geschrieben habt oder an die ihr euch gewandt habt?

2. Der Schreib­pro­zess pen­delt vor und zu­rück

Und jetzt ihr:

Merke: Entweder Create oder Control. Probiert das einfach einmal aus. Sagt euch immer, wenn ihr merkt, dass ihr nicht weiterkommt: Jetzt schreibe ich einfach, ganz egal, ob da etwas Sinnvolles bei rauskommt – überarbeiten werde ich später.

Man kann die beiden Arbeitsmodi Create und Control sehr gut getrennt üben – je nachdem, welcher Modus einem mehr liegt. Wir haben am Schreibzentrum Übungen für beide Modi gesammelt und entwickelt. Hier sind unsere beiden liebsten: Einmal das Freewriting als typische Create-Aufgabe und ein Arbeitsblatt zur Textüberarbeitung als typische Control-Aufgabe.

3. Schrei­ben ist Mit­ma­chen­dür­fen und -kön­nen

Und jetzt ihr:

Wir haben eine Übung, mit der man sehr gut nachvollziehen kann, in welchen Diskursgemeinschaften man teilhatte und teilhat, wo man dort stand oder steht und was man schon alles gelernt hat: die Schreibbiographie. Die Übung macht diese Thematik sehr konkret. Füllt den Zeitstrahl aus. Beginnt, als ihr Schreiben gelernt habt und tragt bis heute alle wichtigen Texte, Schreibprozesse und Personen ein, die euer Schreiben beeinflusst haben. Wo seid ihr in neue Gemeinschaften gekommen? Welche Menschen waren besonders wichtig für euer Schreiben? Was ist passiert, als ihr an die Universität gekommen seid? Wo steht ihr gerade?

4. Schrei­ben ba­siert auf (im­pli­zi­ten) Nor­men

Und jetzt ihr:

Dass wissenschaftliches Schreiben auf vielen Normen und Konventionen beruht, die nicht immer deutlich benannt werden können, ist erst einmal als Info wichtig für euch. Vielleicht erklärt das schon manche Schwierigkeiten und Unklarheiten, mit denen ihr beim Schreiben konfrontiert seid.

Was könnt ihr konkret tun? Wir empfehlen euch, eure Fragen so deutlich wie möglich zu identifizieren und zu formulieren. Vielleicht hilft euch dabei unsere Liste der Bereiche auf der Folie, in denen Diskursgemeinschaften typischerweise Normen und Konventionen entwickeln. Im nächsten Schritt könnt ihr euch mit euren Fragen an Personen aus eurer Diskursgemeinschaft wenden: Lehrende, Betreuer*innen, Kolleg*innen oder Kommiliton*innen. Oft werdet ihr mehr als eine Antwort bekommen – das zeigt euch dann die Spanne der Möglichkeiten.

5. Schreib­pro­jek­te müs­sen stim­mig sein

Und jetzt ihr:

Wir haben als Übung ein leeres Fünfeck für euch vorbereitet. Druckt es aus und füllt es aus. Wenn euch die Felder zu klein sind, könnt ihr auch einfach einzelne Papierbögen oder Karten verwenden, eventuell in verschiedenen Farben, und euch euer eigenes Fünfeck basteln.

Die fünf Eckpunkte des Modells müsst ihr nicht in der Reihenfolge bestimmen, in der wir sie vorgestellt haben. Weil alle fünf Ecken zusammenhängen, könnt ihr einfach schauen, wo ihr schon wie viel über euer Schreib- und Forschungsprojekt sagen könnt. Auch Leerstellen geben euch wichtige Hinweise darauf, wo ihr gerade steht.

Fragt euch nach der Beschreibung der fünf Ecken: Wo bin ich schon sehr zufrieden? Wo passen Dinge gut zusammen? Womit fühle ich mich sicher? Und: Wo habe ich noch Lücken? Wo passt etwas noch nicht zusammen? Wo bin ich noch unsicher? Davon ausgehend könnt ihr sehen, wo ihr zum Beispiel noch weiter recherchieren oder planen müsst und wo ihr Feedback von anderen oder eine Beratung durch die Person braucht, die eure Arbeit betreut.

6. Wis­sen­schaft­li­che Tex­te ha­ben ei­ne ty­pi­sche rhe­to­ri­sche Struk­tur

Und jetzt ihr:

Unser Tipp für wissenschaftliche Arbeiten ist in Zusammenhang mit der Sanduhr ganz schlicht: Überlegt euch gut, von wo ihr startet und was ein interessanter allgemeiner Bereich ist, für den euer Thema Relevanz hat. Und vergesst nicht, am Ende den Bogen zurückzuschlagen und eure vielleicht sehr spezifischen Ergebnisse und Schlussfolgerungen wieder auf allgemeineren Boden zu bringen. Die Menschen, die euren Text lesen, werden euch beides danken.

Als Übung, könnt ihr eine Mini-Arbeit erstellen - eine Miniatur eures späteren Textes. Diese Mini-Arbeit gibt euch einen sehr guten Überblick, wo genau in eurem eigenen Text allgemeinere Inhalte und spezifische Inhalte hinpassen und wie ihr den Text inhaltlich und strukturell aufbauen möchtet. In einer Mini-Arbeit zeigt sich besonders gut, wie ihr für euer ganz spezielles Thema das Sanduhr-Prinzip umsetzen könnt.

7. Tex­te be­zie­hen sich auf an­de­re Tex­te

Und jetzt ihr:

Für die Frage, wie sich wissenschaftliche Texte auf andere Texte beziehen, empfehlen wir euch als Übung, euch sehr genau Texte aus eurem Themen- und Fachbereich anzuschauen. Schaut, wie andere Autorinnen und Autoren ihre eigenen Argumente und Positionen durch den Bezug auf andere Texte herstellen. Achtet insbesondere auf subtile Formen, Bezüge herzustellen – also Formen, in denen nicht unbedingt jeder Satz ein direktes oder indirektes Zitat ist. Sucht euch bei dieser Textanalyse auch Formulierungen heraus, die ihr besonders elegant oder schön findet. Legt euch eine kleine Sammlung schöner Formulierungen zu, die ihr dann in eigenen Texten ausprobieren könnt.

8a. Schrei­ben heißt mit vie­len Stim­men spre­chen: Rol­len beim Schrei­ben

Und jetzt ihr:

Ihr habt ganz verschiedene Rollen in euren wissenschaftlichen Texten. Und die Ausführung dieser Rollen und Aufgaben passiert immer mit einer bestimmten Stimme. Wir haben als Einstiegsübung zu dieser Thematik ein Blatt mit Formulierungen vorbereitet, die so oder ähnlich alle in wissenschaftlichen Texten vorkommen. Druckt das Blatt aus, schneidet die einzelnen Formulierungen aus und versucht, eine Einteilung dieser Formulierungen zu machen, z.B. in „Kenne ich (nicht)“, „Verwende ich (nicht)“, „Mag ich (nicht)“ oder „Sehe ich häufig bzw. selten“. Ziel ist nicht die perfekte Einteilung zu finden, sondern dass ihr eure spontanen Reaktionen auf die einzelnen Formulierungen beobachtet. Je mehr ihr euch mit solchen Markern für Stimmen in Texten beschäftigt, desto häufiger werden sie euch in eigenen und in fremden wissenschaftlichen Texten auffallen. Es geht darum, euren eigenen Stil zu entwickeln – eure eigenen Stimmen sprechen zu lassen. Und es geht darum, wie diese Stimmen mit den typischen Stimmen in euren Diskursgemeinschaften harmonieren.

8b. Schrei­ben heißt mit vie­len Stim­men spre­chen: Stim­men ge­stal­ten

Und jetzt ihr:

Ihr habt ganz verschiedene Rollen in euren wissenschaftlichen Texten. Und die Ausführung dieser Rollen und Aufgaben passiert immer mit einer bestimmten Stimme. Wir haben als Einstiegsübung zu dieser Thematik ein Blatt mit Formulierungen vorbereitet, die so oder ähnlich alle in wissenschaftlichen Texten vorkommen. Druckt das Blatt aus, schneidet die einzelnen Formulierungen aus und versucht, eine Einteilung dieser Formulierungen zu machen, z.B. in „Kenne ich (nicht)“, „Verwende ich (nicht)“, „Mag ich (nicht)“ oder „Sehe ich häufig bzw. selten“. Ziel ist nicht die perfekte Einteilung zu finden, sondern dass ihr eure spontanen Reaktionen auf die einzelnen Formulierungen beobachtet. Je mehr ihr euch mit solchen Markern für Stimmen in Texten beschäftigt, desto häufiger werden sie euch in eigenen und in fremden wissenschaftlichen Texten auffallen. Es geht darum, euren eigenen Stil zu entwickeln – eure eigenen Stimmen sprechen zu lassen. Und es geht darum, wie diese Stimmen mit den typischen Stimmen in euren Diskursgemeinschaften harmonieren.

9. Was ein Schreib­zen­trum so macht

  

10. Wel­che Lek­tü­re wir emp­feh­len...

...und welche Literatur wir außerdem benutzt haben.

 

Ge­schafft!

Wir hoffen, unsere zehn kleinen Weisheiten über und Übungen zum akademischen Schreiben haben euch ein Stück weitergebracht auf eurem Weg, professionelle Schreiber*innen zu werden.

Wenn ihr Feedback, Fragen oder Anregungen habt: Schreibt uns!